Glaube und Karriere oder wie definieren Sie Erfolg?

Nur auf den ersten Blick vielleicht ein Widerspruch: Dass Glaube und Karriere einander nicht ausschließen, der Glaube jedoch vielleicht den Blickwinkel auf das, was Karriere bedeutet, verändert, darüber diskutierte Stephanie Merckens im Refektorium des Franziskanerklosters am 7.11.2019 mit Univ.-Prof. Dr. Katharina Pabel (Johannes Kepler Universität Linz, Dekanin der Rechtswissenschaftlichen Fakultät), Univ.-Prof. Dr. GerhartHolzinger (ehemaliger Präsident des VfGH), RA Hon. Prof. Dr. Dr. Jörg Zehetner (Karasek Wietrzyk Rechtsanwälte, Vorsitzender der Wettbewerbskommission) und Mag. Anna Maria Kraetschmer (Institut für Ehe und Familie, Koordinierungsstelle Familienbewegungen). Die Herbstlese, welche die Feier der jährlichen Juristenmesse im Juni ergänzt, richtet sich insbesondere an Juristen, die sich von christlichen Impulsen ansprechen lassen wollen. Immer gerne auch in Begleitung.

Glaube setzt Limits – aber welche?

Worüber sich alle Diskutanten bereits nach der ersten Gesprächsrunde einig waren: Im Arbeitsleben werde der Glaube an Gott zwar nicht in den Vordergrund gestellt, sei jedoch stets wichtiges Fundament allen Tuns und gebe oftmals eine Grenze vor, die man als Christ auch für die Karriere nicht bereit sein sollte zu überschreiten. Während Univ.-Prof. Dr. Holzinger und RA Hon. Prof. Dr. Dr. Zehetner ihre Erfahrungen jeweils auch aus Sicht eines Mitglieds des Österreichischen Cartellverbands (ÖCV) schilderten, verwiesen Univ.-Prof. Dr. Pabel und Mag. Kraetschmer auf ihre wichtige Prägung durch ein christliches Elternhaus. Die Frage „was ist Dein Talent, das dir mitgegeben wurde und wie kannst Du es beruflich einsetzen“, sei bereits früh gestellt und als positiv empfunden worden. Glaube setze limits – verstanden als Grenzen, über die man mit gutem Gewissen nicht drüber kann – darüber ist sich die Gesprächsrunde einig. Während Lehre (Pabel) und Rechtsprechung (Holzinger) jedoch betonen, dass man als Jurist staatliches Recht zu befolgen habe, auch wenn es einem inhaltlich nicht immer „gefalle“, kann Zehetner als Rechtsanwalt „weiter gehen“. Für gewisse Dinge, die Mandanten in der Vergangenheit erwartet hätten, hätte er sich nicht „hergegeben“, wie er betont. „Dafür findet man auch die Mandanten, die zu einem passen.“

„Man kann nie tiefer fallen als in die Hand Gottes“

Mit diesem Satz beschreibt Pabel ihre Stärke aus dem Glauben und ihrer Beziehung zu Gott. „Der Glaube gibt ein großes Reservoir, einen großen Impetus auch zum Dankbar-Sein und zum Kraft-Haben einen Weg zu gehen ob er nun leicht ist, oder manchmal auch schwerer“.

Sicherlich eine gute Kraftquelle – auch auf dem Karriereweg.

Das Gespräch zum Nachhören

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„Gerade heute ist die Tagesstelle aus dem Römerbrief: „Du aber, was richtest du deinen Bruder?“ (Röm 14,7-12) und in Matthäus heißt es: Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet!“ (Mt 7,1-5)

Andererseits heißt es im Römerbrief auch:

„Jeder ordne sich den Trägern der staatlichen Gewalt unter. Denn es gibt keine staatliche Gewalt außer vor Gott.“ (Röm 13,1)

und in Matthäus:

„Ihr Heuchler, warum versucht ihr mich? Zeigt mir die Münze, mit der ihr eure Steuern bezahlt … So gebt dem Kaiser, was dem Kaiser gehört, und Gott, was Gott gehört!“

Sie sind Jurist, leiteten jahrelang den Verfassungsdienst im Bundeskanzleramt bevor Sie als Richter an den Verfassungsgerichthof bestellt wurden. Zuletzt waren Sie zehn Jahre dessen Präsident. Gleichzeitig bekennen Sie sich zum christlichen Glauben. Ohne jetzt in dieselbe Falle tappen zu wollen, wie die Heuchler aus dem Evangelium: Wie sind Sie an dieses Spannungsverhältnis zwischen „Richtet nicht“ und „gebt dem Kaiser, was des Kaisers“ ist herangetreten? Wie haben Sie Ihre Aufgabe definiert, was war Ihnen wichtig?“